Unsere Überfahrt nach Madeira war – wie so oft – sehr abwechslungsreich.
Im Morgengrauen gingen wir Anker auf in Cascais und fuhren unter Motor Richtung „tiefes Wasser“, also an die Schelf-Kante, wo das Wasser auf etwas 4.000 Meter Tiefe abfällt. Ein letztes Mal mussten wir durch die „Orca-Zone“, die so zwischen 20 und 500 Meter Wassertiefe liegt. Wir hatten uns die letzten Tage regelmässig informiert: Es waren kürzlich keine Orcas in der Gegend gesichtet worden, also waren wir guter Dinge. Der Optimismus sollte auch belohnt werden und ausser Delfinen sahen wir keine Orcas.
Der anfänglich noch schwache Wind frischte etwas auf, so dass wir bei 50 Grad am Wind, 8-12kn Windspeed und glatten Meer unglaublich gut voran kamen. Das blieb den restlichen Tag so. Als der Wind abends auffrischte und bis zu 19kn anzeigte, fuhren wir ordentlich gerefft trotzdem noch mit bis zu 8kn Fahrt durchs Wasser. Wir waren begeistert – genau so hatten wir uns das erhofft. Blauer Hinmel, scheinbar endloses Meeresblau und wir fliegen unserem Ziel entgegen..
Nach und nach wurden allerdings auch die Wellen immer höher und so wurde die Nacht zwar schnell, aber auch eher schlaflos – an so starkes Geschaukel mussten wir uns wohl erst gewöhnen. Im Laufe der Nacht nahm der Wind ein wenig ab und irgendwann wurden auch die Wellen niedriger. Am nächsten Morgen war die See dann schon viel ruhiger – wir konnten beide etwas Schlaf nachholen.
Leider drehte der Wind (wie angekündigt) achterlicher, war aber schwächer als erwartet. Um nicht in der alten Welle zu dümpeln, starteten wir den Motor und „motorsegelten“ eine Weile. Damit kamen wir erstaunlich gut voran. Vielleicht auch, weil die Wellen immer niedriger wurden.
Der 2. Tag auf See verlief sehr entspannt. Wir waren zwar langsamer als am Tag zuvor, doch kamen gut voran. Teilweise mit leichter Motorunterstützung. Normalerweise sind wir meist sehr schlecht gelaunt, wenn wir motoren müssen, doch wir waren vom Vortag noch so geflashed – nichts konnte uns die gute Laune verderben. Wir erfreuten uns an dem schönen Wetter, lasen, kochten und holten Schlaf nach. Auch in der 2. Nacht blieb es noch so ruhig, dass wir uns abwechselnd richtig ausschlafen konnten. Das tat gut!
Die Nächte teilten wir uns meist so auf, dass Nicolai nach dem Sonnenuntergang schlafen ging und Imke für ca 4-6 Stunden aufpasste und dann ihn dann weckte, wenn sie nicht mehr konnte. Nicolai übernahm dann, so lange wie es ging – meist bis zum Morgengrauen. Dieses etwas variable Modell klappte gut. Wobei Nicolai aufgrund seiner Arbeit die Nachtschichten deutlich stärker gewohnt und so im Vorteil war.
Der 3. Tag startete mit wenig Wind, aber dafür viel Sonne und guter Stimmung an Bord. Wir waren beide ausgeschlafen und voller Tatendrang. So wurde das Vorschiff und Rigg nochmal kurz überprüft, Pizzateig angesetzt, der Wassermacher gestartet und wir duschten auf der Badeplattform – inklusive die Füße in das 5000m tiefe Wasser zu halten. Natürlich gut gesichert!
Den ganzen Tag mussten wir immer wieder über das intensive Blau des Meeres staunen. Daran werden wir uns wohl so schnell nicht satt sehen. Als dann auch noch Delfine vorbeikamen und eine Weile mit der Pinelle spielten, wurde der Tag noch schöner. Einzig der schmerzhafte (emotional gesehen) Verlust unserer Drohne ärgerte uns. Es war so verlockend dieses geniale Blau mit den Delfinen von oben zu filmen – beim Einfangen ist sie leider baden gegangen. Von dem Verlust mal abgesehen, wollen wir ja eigentlich lieber Müll aus den Oceanen entfernen und nicht neuen hinzufügen. Also mal wieder ein paar Negativ-Karmapunkte gesammelt.
Am Nachmittag frischte der Wind auf. Das war gut – darauf hatten wir gewartet. Es war unserer Geschwindigkeit sehr zuträglich. Da die nächsten Tage eher Starkwind kommen sollte, waren wir froh, wieder schneller voran zu kommen.
Allerdings brachte der Wind natürlich wieder einiges an hohen, kurzen Wellen mit und wir wurden in der Nacht ziemlich durchgeschaukelt. Es überraschte uns, dass wir trotzdem beide einige Stunden erholsamen Schlaf bekamen. Langsam setzte wohl die Gewöhnung ein. Man merkte, dass sich das Wetter veränderte, denn auch ein paar dicke Wolken mit Regenschauern wanderten auf unserem Radar vorbei – doch die meisten verschonten uns zu Glück.
Der Morgen brachte immer größere Wellenberge. Das war spannend anzusehen, aber es war doch auch etwas beängstigend, wenn die Pinelle so weit auf die Seite geworfen wurde, dass die Fussreling nass wurde. Doch sie macht das gut und der Autopilot steuert uns verlässlich unseren Ziel entgegen. Nur für uns war es eher anstrengend. Wirklich viel konnten wir nebenbei nicht machen, also hörten wir ein wenig „Känguru-Chroniken“ und versuchten die Wellenberge mit der Kamera festzuhalten.
Nach einer Weile kam am Horizont ganz schwach zwischen den Wolken ein Berg in Sicht. Ob das schon Madeira war? Oder erstmal nur Porto Santo? Aber wie das so ist, ziehen sich die letzten Meilen wie zähes Kaugummi. Stundenlang sahen wir die Berge zwar näher kommen, hatten aber doch noch einige Meilen vor uns. Am Nachmittag dann umrundeten wir endlich das östliche Kap von Porto Santo und freuten uns in der Wellenabdeckung zu sein. Diese plötzliche Ruhe im Schiff tat wirklich gut.
Und als dann noch der Anker im glasklaren Wasser vor einem endlos langen Sandstrand fiel, war kurz alle Müdigkeit vergessen. Wir sprangen ins türkise Wasser, tauchten zum Anker und freuten uns, die erste große Etappe auf dem Atlantik gemeistert zu haben!





















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