Fast 2 Monate Kanaren

Abwechslungsreiche Wochen auf La Palma und La Gomera

Wir hatten von den Kanaren gar nicht so viel erwartet, um ehrlich zu sein. Die östlicheren Inseln hatten wir schon von vorne herein ausgeschlossen – viel zu touristisch. Über La Palma und La Gomera hörten wir viel Gutes, also entschieden wir uns dorthin zu segeln. Ein Pluspunkt: Die Häfen sollten dort nicht so voll sein. Entgegen unserer Hoffnung, auf den Kanaren quasi nur zu ankern, wurde uns nämlich schon auf Madeira klar, dass steil abfallende Küsten dafür gar nicht so geeignet sind. Und Hafenplätze sollten auf den Kanaren ab Oktober auch heiss begehrt und rar sein. 

Nach einer kurzen, schaukeligen Überfahrt von Madeira mit Kati als Gast erkundeten wir die Insel erstmal gemeinsam mit dem Bus. Wo doch das Busnetz auf Madeira so arg zu wünschen übrig ließ, war es auf La Palma (und auch La Gomera) um Längen besser. 

Und uns gefiel La Palma auf Anhieb. Die Hauptstadt (wohl eher Ort) Santa Cruz hatte einen entspannten Vibe. Je nach Tageszeit geschäftiges Treiben oder auch entspannte Siesta-Athmosphäre auf den Straßen. Viele kleine Cafés und Restaurants mit freundlichen Menschen. Aber vor alle kümmerte es niemanden, ob wir da waren oder nicht. Jeder machte einfach sein Ding. Nur, wenn ab und zu eines der dicken Kreuzfahrtschiffe ankam, war plötzlich alles anders und die Massen strömten durch die Gassen. Da blieben wir dann lieber auf der Pinelle.

Ein erster kurzer Ausflug bestätigte unsere aufkeimende Hoffnung zum Wandern: Hier waren deutlich weniger Tourist:innen unterwegs. Wir besorgten uns also eine Wanderkarte und planten die Ausflüge. Da aber auch einige Bootsarbeiten auf uns warteten, einigten wir uns mit der Pinelle, dass wir uns immer abwechselnd um sie und um unsere Reiselust kümmern würden. Das fanden wir alle fair.

Die Pinelle bekam dann in den nächsten Wochen doch deutlich mehr Aufmerksamkeit, als die wunderschöne Landschaft um uns herum. Neben vielen kleinen Arbeiten wurde der neue Autopilot endlich fertig eingebaut, Kühlschrank und Kühlbox bekamen längst fällige Lüftungslöcher und wir erneuerten diverse Fugen im Deck und Cockpit, die entweder weich (abfärbend) oder brüchig (nicht mehr dicht) geworden waren. Ausserdem wurden die Winschen gereinigt, das Unterwasserschiff geschrubbt, der Motor wurde gewartet und der Wassertank – erneut – intensiv geputzt. Auch unserem Rigg widmeten wir wieder etwas Zeit. Neben einem professionellen Check, reparierten wir unsere Genua-Rollanlage, die mit den Jahren etwas aufgequollen war und daher sehr schwergängig war. 

Als besonderes Highlight bauten wir einen neuen Hydrogenerator ein. Der soll bei ausreichend Fahrt den Stromverbrauch vom Autopiloten abdecken. Ziemlich cool – wir sind gespannt, ob er hält, was er verspricht.

Eine Wanderung führte uns an die Nordküste der Insel auf einen Teilabschnitt des Küstenwanderweges. Mit 2 verschiedenen Bussen fuhren wir über immer schlechter und steiler werdende Straßen an unseren Startpunkt. Dort ging es dann bergauf und bergab entlang der Küste auf teils steilen und steinigen Wegen. Immer wieder mit einem traumhaften Blick aufs Meer. Neben der schönen Landschaft war das Highlight unsere „Unterhaltung“ mit einer Ziege, die uns von Weitem sehr energisch anmeckerte. So ganz konnten wir ihr Problem nicht verstehen, also zogen wir weiter ohne dass es zu einer Einigung kam.

Die absolute Highlight-Wanderung auf La Palma war die „Ruta de los Volcanes“. Noch vor Sonnenaufgang nahmen wir einen Bus zur Inselmitte, wo wir etwa 5 km und 500 Höhenmeter zu unserem Startpunkt wanderten. Es führt nämlich eine Mehrtages-Wanderroute mittig über die Insel von Nord nach Süd entlang der vielen Vulkankrater und an den höchsten Punkten der Insel vorbei. Wir begannen die Wanderung mittig und gingen Richtung Süden. Erst hoch auf etwa 2.000 m, dann wieder runter. Wir wanderten entlang der vielen Krater mit teils noch recht frischer Asche. Der letzte Ausbruch war 2021. Und weil wir mittig auf der Insel wanderten, konnten wir immer wieder beide Küsten sehen. Das war ziemlich faszinierend. So liefen wir dann immer weiter Richtung Süden und am Ende des Tages hatten wir 24 km und 1400 Hm auf der Uhr. Und lahme Beine. Zum Glück fuhr der Bus zurück direkt zur Marina.

Nach einigen Wochen auf La Palma drängte es uns, weiter zu segeln. Wir hatten einen Liegeplatz auf La Gomera ergattern können und freuten uns sehr darauf. Danach wollten wir eigentlich noch Teneriffa besuchen für weitere Wanderungen und Bootsarbeiten. Unsere Idee wurde aber durch einen Mangel an Liegeplätzen zunichte gemacht und so buchten wir uns für ein paar Wochen später nochmal auf La Palma ein. Dieses Vorausbuchen entsprach zwar so gar nicht unserer Idee vom Reisen, aber zumindest gab es so die Möglichkeit, einen sehr spontanen Familien-Besuch zu planen.

Die Überfahrt nach La Gomera war überraschend anstrengend. Eigentlich waren gute Bedingungen, aber die Welle war scheinbar zu wild für uns. Oder wir hatten einfach einen schlechten Tag erwischt. Jedenfalls war uns beiden ziemlich übel und Imke konnte kaum aufhören zu spucken. Eine eher ungewöhnliche und natürlich auch unangenehme Situation, die uns zum Zweifeln brachte – waren wir nicht hart genug für so eine Reise? 

La Gomera ähnelte La Palma landschaftlich – hohe Berge und klares Wasser. Eine Mischung aus karger, trockener Landschaft an den Südhängen und grüner, waldiger Gebiete an den feuchteren Nordhängen. 

Hier gab es noch mehr praktische Rundwege oder Wanderrouten, die wir mit den Buslinien entspannt erreichen konnten als auf La Palma. Also wanderten wir durch einen Nebelwald mit kleinen Dörfern, auf den höchsten Gipfel der Insel (leider wolkenverhangen), entlang der Küste zu einer einsamen Bucht mit glasklarem Wasser und zu einem Aussichtspunkt mit sehr vielen Hühnern und Katzen. 

Unser Highlight war die Wanderung zu den „cuevas blancas“. Höhlen am Berg, die in den hellen, weichen Sandstein geschlagen und vom Wind ausgewaschen waren. Dorthin wanderten wir entlang steiler Hänge auf teilweise ziemlich schmalen Pfaden, vorbei an schroffen Felsen und weichem Sandstein. Eine sehr lange, aber auch beeindruckende Wanderung. 

Nach einem letzten Schnorcheln in der Bucht nahe der Marina ging es wieder zurück nach La Palma. Diesmal waren es wirklich perfekte Bedingungen und wir genossen einen Segeltag, der schöner kaum hätte sein können. In der Ferne sahen wir sogar den Blas von Walen. Wir waren wieder versöhnt mit dem Segeln und die Sorgen von neulich waren wie vom Winde verweht.

Zurück auf La Palma stand Familienbesuch an. Zuerst kam Gerd – und zwar mit 2 großen Koffern voller Ersatzteile. Also war klar, was wir die nächsten Tage taten: Wir werkelten gemeinsam fast nonstop am Boot. Trotz Hitze. Als Heidi 3 Tage später kam, war auf der Pinelle einiges passiert und wir konnten uns ein paar Tage Zeit nehmen, gemeinsam mit einem Auto die Insel zu erkunden. Es ging auf den höchsten Punkt der Insel zum „Roque de los Muchachos“ und an den südlichsten Punkt zu Salinen von „Fuencaliente“. Ausserdem besuchten wir zwei Museen. Ein Vulkan Museum, wo wir spannende Einblicke in die Entstehung der letzten Vulkane erhielten. Auch über das lange Lavafeld konnten wir gehen und bekamen unterirdisch von dem Feld einige Erklärungen. Das andere war ein sehr informatives Astronomie-Museum – denn La Palma ist weltweit bekannt für die vielen Sternwarten. Seitdem schauen wir mit anderen Augen zu den Sternen und holen auf Überfahrten immer häufiger das kleine Sterne-Buch heraus.

Ja und dann näherte sich auch irgendwann die Abfahrt Richtung Kapverden mit großen Schritten. Wir nutzen den Mietwagen und machten mehrere Groß-Einkäufe beim Supermarkt, die uns mit haltbaren Vorräten wie Mehl, Nudeln sowie Konserven bis Ende Januar oder länger absichern sollten. Auch Käse, Milch und Butter kauften wir für einige Wochen ein. Ausserdem bestellten wir auf dem Markt Obst und Gemüse und dann machten wir uns bereit für die Überfahrt.

Vielen Dank liebe Kanaren für die schöne Zeit! Wir wurden positiv überrascht von deiner beeindruckenden Landschaft, den freundlichen Menschen und der guten Infrastruktur. Und wir sind hellauf begeistert von den vielen Früchten und dem leckeren Gemüse, dass hier wächst. Imkes Traum von einem eigenen Garten mit Mangos, Papayas, Avocados, Bananen und Orangen könnte hier vielleicht irgendwann mal in Erfüllung gehen. 

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